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Monthly Archives: October 2013

Kein Platz im Boot

Italienische Marine und Küstenwache suchen nach Opfern: Bei dem Versuch, Europa zu erreichen, sind Hunderte Flüchtlinge aus Afrika ums Leben gekommen.

(Foto: Getty Images)

Der Massentod vor Lampedusa ist Teil der EU-Flüchtlingspolitik, er gehört zur Abschreckungsstrategie. Die Außengrenzen des Friedensnobelpreisträgers wurden so dicht gemacht, dass es auch für Humanität kein Durchkommen gibt. Über die Menschenverachtung der Schmuggler kann man lamentieren – aber sie kann nur gedeihen, weil es in der EU-Politik keine Achtung vor Flüchtlingen gibt.

Ein Kommentar von Heribert Prantl

Das Mittelmeer ist ein Massengrab. Die toten Flüchtlinge sind Opfer unterlassener Hilfeleistung; womöglich handelt es sich auch um Tötung durch Unterlassen. Sie sind jedenfalls Opfer der europäischen Flüchtlingspolitik, der Politik also des Friedensnobelpreisträgers von 2012, der Europäischen Union. In dieser Politik hat die Abwehr von Menschen den Vorrang vor der Rettung von Menschen. Diese Politik behandelt den Flüchtlingstod auf dem Meer wie ein Schicksal, das man nicht ändern kann, nicht ändern will und nicht darf – weil die Politiker fürchten, dass Hilfe noch mehr Flüchtlinge anlocken könnte.

Hilfe gilt als Fluchtanreiz. Deshalb ist sie verboten, deshalb wird sie bestraft, deshalb nimmt die EU-Politik den Tod der Flüchtlinge fatalistisch hin. Die Tränen, die nun angesichts des Massentodes vor Lampedusa von EU-Politikern zerdrückt werden, sind Krokodilstränen; und die Reden dieser Politiker sind Krokodilsreden. Der Tod der Flüchtlinge ist Teil der EU-Flüchtlingspolitik, er gehört zur Abschreckungsstrategie, die der Hauptinhalt dieser Politik ist.

Das Boot, mit dem sich vorige Woche Kinder, Männer und Frauen nach Lampedusa retten wollten, war fast leer – weil die verzweifelten Flüchtlinge zu Hunderten ins Wasser gesprungen sind. Sie wollten sich retten und sind ertrunken. Aber nicht nur deswegen war das Boot leer. Es war auch leer, weil Europas Politik ihre Flüchtlingsstrategie auf den Satz vom “vollen Boot” gründet: Der Wohlstand soll in Europa drinnen, die Armut draußen bleiben. Deswegen wurde vor 20 Jahren das deutsche Asylrecht geändert. Man tat so, als sei die Änderung ein Beitrag für ein neues, gemeinsames EU-Asylrecht.

Der damalige Innenminister Manfred Kanther schwärmte von einem EU-Konzept, von einem europäischen Verantwortungszusammenhang. Das neue deutsche Recht, so schwadronierte er 1995 vor dem Verfassungsgericht, sei Teil dieses Konzepts, dessen schützende Wirkung sich noch entfalten werde. Die höchsten Richter glaubten dieses Geschwätz oder trauten sich nicht, es infrage zu stellen.

Die Botschafter der Menschenrechte kommen nicht so elegant daher

Zwei Jahrzehnte später ist vom angekündigten Schutzkonzept nichts zu sehen. Das deutsche Asylabwehrrecht wurde europäisiert. Entfaltet hat sich ein System der Unverantwortlichkeit. Jeder EU-Staat schiebt den Flüchtling ab in den nächsten, jeder wäscht die Hände in Unschuld. Die Hin-, Her- und Abschieberei ist Hauptinhalt des EU-Flüchtlingsrechts.

Staaten haben Botschafter mit Schlips und Kragen. Die Menschenrechte haben auch Botschafter, nur kommen die nicht so elegant daher. Die Flüchtlinge sind die Botschafter des Hungers, der Verfolgung, des Leids. Doch Europa mag diese Botschafter nicht aufnehmen und nicht empfangen. Die europäischen Außengrenzen wurden so dicht gemacht, dass es dort auch für Humanität kein Durchkommen mehr gibt.

Die Politiker sprechen von “illegaler Einwanderung”. Wann ist ein Mensch illegal? Ist es illegal, wenn er sich zu retten versucht? Ist es illegal, wenn er sich dabei sogenannter Schlepper bedienen muss, weil er sonst wegen der juristischen und faktischen Absperrmaßnahmen von vornherein keine Chance hat?

“Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt”

Die Flüchtlinge sind nicht illegal, sie werden illegalisiert. Zu den Grundirrtümern der vergangenen Jahrzehnte gehört der Glaube, dass man Flüchtlinge gerecht sortieren könne: in “gute” Flüchtlinge, die allein aus politischen Gründen, und in “böse”, die allein aus wirtschaftlichen Gründen kommen. Alle Anstrengungen wurden darauf verwendet, alle sind gescheitert. Wann wurde je mit gleicher Kraft versucht, den Menschen dort zu helfen, wo sie das Schicksal trifft?

Eine Politik, die das, was sie “illegale Einwanderung” nennt, zu verhindern sucht, kann ohnehin nur dann erfolgreich sein, wenn sie ein gewisses Maß an legaler Einwanderung zulässt. Wenn keine Einwanderung zugelassen wird, wenn es auch keine nachhaltigen Versuche gibt, die Verhältnisse in den Fluchtländern zu verbessern – dann wird die Politik von Menschenschmugglern gemacht. Über deren Menschenverachtung kann man dann lamentieren; sie kann gedeihen, weil es in der EU-Politik keine Achtung vor Flüchtlingen gibt.

Die EU-Politik ist stolz auf ihre Grenzschutztruppe Frontex. Darf man wirklich stolz sein auf eine Truppe, die nur Grenzen schützt, aber nicht Flüchtlinge? In den Flugblättern der Weißen Rose hieß es einst: “Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt.” Diese Sätze aus furchtbarer Zeit sind keine Sätze nur für das Museum des Widerstands; sie haben ihre eigene Bedeutung in jeder Zeit, auch in unserer. Sie gelten in Diktaturen und Rechtsstaaten, auch im “Raum des Rechts, der Sicherheit und der Freiheit”, wie sich Europa gerne nennt.

http://www.sueddeutsche.de/politik/fluechtlingspolitik-der-eu-kein-platz-im-boot-1.1788385

 

Flüchtlingsdrama vor Lampedusa Italien bittet EU um Hilfe

Direkt aus dem Reuters-Videokanal

Nach dem jüngsten Schiffsunglück mit Hunderten Toten vor Lampedusa ist in Europa eine Diskussion über eine neue EU-Flüchtlingspolitik entbrannt.

http://www.sueddeutsche.de/panorama/deutschland-soll-mehr-fluechtlinge-aufnehmen-1.1788601

 

Martin Schulz verlangt von Deutschland mehr Hilfe

EP-Präsident Martin Schulz fordert, dass Italien mit dem Flüchtlingsstrom aus Afrika nicht alleingelassen wird

(Foto: dpa)

Mehr als 190 Menschen kamen vor Lampedusa ums Leben: Nach dem Flüchtlingsdrama in der vergangenen Woche werden Forderungen nach einer Änderung der europäischen Politik lauter. EU-Parlamentspräsident Schulz richtet harte Worte an die Länder und spricht von einer Schande. EU-Kommissionspräsident Barroso wird die Insel besuchen.

Nach der Bootskatastrophe vor Lampedusa hat Europaparlamentspräsident Martin Schulz die Bundesregierung zur Aufnahme zusätzlicher Flüchtlinge aufgefordert. “Es ist eine Schande, dass die EU Italien mit dem Flüchtlingsstrom aus Afrika so lange alleingelassen hat”, kritisierte der SPD-Politiker in der Bild-Zeitung.

Die Flüchtlinge müssten in Zukunft gerechter auf die EU-Mitgliedsstaaten verteilt werden. “Das heißt auch, dass Deutschland zusätzliche Menschen aufnehmen muss”, verlangte Schulz. Über das Thema müssten die EU-Staaten auf ihrem Gipfel in Oktober in Brüssel beraten, wird er zitiert.

An diesem Mittwoch wird EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso auf der Insel erwartet, “um meine Solidarität nach der Tragödie zum Ausdruck zu bringen”, wie er twitterte. Die EU-Innenminister werden am morgigen Dienstag bei ihrem Treffen in Luxemburg über Konsequenzen für die europäische Flüchtlingspolitik beraten.

Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) sagte dem Bericht zufolge, “dass wir eine gemeinsame europäische Migrations- und Flüchtlingspolitik brauchen”. Der Unions-Außenexperte Philipp Mißfelder forderte in der Zeitung mehr Unterstützung für Afrika.

Am Donnerstag war ein Boot mit 500 Flüchtlingen aus Eritrea und Somalia vor der italienischen Insel Lampedusa gesunken. Rettungskräfte hatten der Nachrichtenagentur Ansa zufolge am Sonntag 83 weitere Leichen geborgen. Damit stieg die Zahl der Opfer auf 194, die Behörden rechnen mit weiteren Toten. Gegen die 155 Überlebenden soll wegen illegaler Einwanderung ermittelt werden. Ihnen drohen Geldstrafen von bis zu 5000 Euro. Das Wrack liegt in etwa 40 Meter Tiefe.

Flüchtlingsdrama vor Lampedusa Italien bittet EU um Hilfe

Nach dem jüngsten Schiffsunglück mit Hunderten Toten vor Lampedusa ist in Europa eine Diskussion über eine neue EU-Flüchtlin

http://www.sueddeutsche.de/politik/fluechtlingsdrama-vor-lampedusa-martin-schulz-verlangt-von-deutschland-mehr-unterstuetzung-1.1788411

Flüchtlingsdrama vor Lampedusa: Europa trauert, Europa mauert

Von Gregor Peter Schmitz, Brüssel

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DPA

Mehr als 100 Flüchtlinge sind vor Lampedusa ertrunken, Europa ist schockiert. Dabei tut der Staatenbund alles, um ungebetene Gäste fernzuhalten. Die Tragödie wirft eine Grundsatzfrage auf: Darf sich Deutschland weiter abschotten?

Es ist ein ungeheures Drama, das sich vor der Küste von Lampedusa abgespielt hat. Bislang sind mindestens 111 Tote geborgen, darunter zahlreiche Kinder. Rund 200 Menschen werden noch vermisst, ihre Überlebenschancen gelten als winzig. Vielleicht setzt die Tragödie nun eine Diskussion in Gang, inklusive unangenehmer Fragen.

 

Eine davon lautet: Was kann rasch getan werden, um eine ähnliche Tragödie in der Zukunft zumindest unwahrscheinlicher werden zu lassen? Das Unglück vor der italienischen Mittelmeerinsel war schließlich bereits das zweite dieser Art binnen einer Woche – am Montag waren vor Siziliens Küste 13 Flüchtlinge beim Versuch, ans Ufer zu schwimmen, ertrunken. Von bis zu tausend toten Migranten in diesem Jahr gehen die italienischen Behörden aus.Gute Ansätze aus Brüssel

Und deren Strom wird nicht so bald abreißen: Derzeit sind wegen des günstigen Wetters besonders viele Flüchtlinge aus Afrika auf dem Weg nach Europa. Sie kommen auch, weil der Arabische Frühling in Ländern wie Tunesien oder Ägypten rasch abgeklungen ist und in Somalia undEritrea das staatliche Chaos wächst. In Libyen lässt die unübersichtliche Lage seit dem Sturz von Diktator Muammar al-Gaddafi den Schleuserbanden weitgehend freie Hand.

 

EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström schlägt nun Folgendes vor: 

  • Im Dezember soll das Europäische Grenzkontrollsystem (Eurosur) starten, das kleine Boote – wie sie Migranten oft benutzen – leicht aufspüren und aus Seenot befreien kann. Das System soll allen Mitgliedstaaten zugutekommen: durch Datentransfer und gemeinsame Ortungssysteme.
  • Und dann gibt es noch die Idee der “Mobilitätspartnerschaften“, die die Europäische Union etwa mit Marokko bereits geschlossen hat und die für andere Länder Nordafrikas laut Malmström ebenfalls denkbar wären. Diese Abkommen sind auf Zusammenarbeit angelegt: Drittländer müssen beim Kampf gegen Menschenschmuggel mitmachen und illegale Migranten verpflichtend wieder aufnehmen – im Gegenzug sollen ihre Bewohner leichter Visa und mehr Infos über Arbeitsmöglichkeiten in Europa erhalten können.

Deutschland verweist auf die “Drittstaaten-Regelung”

Die Ansätze klingen gut, doch das Kernproblem der EU lösen sie nicht. In Lampedusa strandeten seit 1999 rund 200.000 Flüchtlinge aus Asien und Afrika, allein in diesem Jahr 22.000.

Europas Rezept hieß bislang: Abschottung. Die Zahl der Asylanträge innerhalb der EU fiel zwischen 1992 und 2007 von 460.000 auf nur noch 220.000. Dies geschah, weil die besonders betroffenen Staaten im Süden zweifelhafte Deals mit Diktatoren wie Gaddafi schlossen, um sich Flüchtlinge vom Leib zu halten.

Ein Grund ist aber auch, dass Länder wie Deutschland sich verweigern – indem sie auf die “Drittstaaten-Regelung” verweisen, die so bürokratisch ist, wie sie sich anhört. Ein Asylbewerber muss in dem EU-Mitgliedsland, dessen Boden er zuerst betritt, auch seinen Antrag auf Asyl stellen. Das heißt: Selbst wenn ein Flüchtling Anrecht auf Bleibe hätte, aber Deutschland nur über andere EU-Länder wie ItalienSpanien oderGriechenland erreicht hat, wird sein Antrag nicht einmal geprüft. Er muss wieder zurück.

“Rückreise ist die einzige Option”

Auf dieser Regelung ruht sich Deutschland aus, egal wie groß das Leid ist. Erst nach anderthalb Jahren Dauerdiskussion war Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich endlich bereit, wenigstens 5000 syrische Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen – und dann auch nur unter strengen Bedingungen. Die Türkei muss derweil mit Hunderttausenden syrischer Flüchtlinge klarkommen.Und als im Sommer in Hamburg rund 300 libyschstämmige Flüchtlinge auftauchten, die offenbar von Italien mit temporären Schengenvisa weitergeschickt worden waren, weil das Land des Ansturms nicht mehr Herr wurde, urteilte der Hamburgische Sozialsenator Detlef Scheele umgehend: “Rückreise ist die einzige Option.”

Deutschland argumentiert gerne mit Fairness, wenn es um Geld geht, etwa bei der Euro-Rettung. Europa sei ein Raum des Rechts, in dem faire Lastenverteilung gelten müsse, heißt es dann. Diese Prinzipien sollten gerade gelten, wenn es um Menschen geht. Das sieht offenbar auch Bundespräsident Joachim Gauck so. Er fand in Berlin deutliche Worte: “Zufluchtsuchende sind Menschen und – die gestrige Tragödie zeigt das – besonders verletzliche Menschen. Sie bedürfen des Schutzes. Wegzuschauen und sie hineinsegeln zu lassen in einen vorhersehbaren Tod, missachtet unsere europäischen Werte.”

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/lampedusa-duerfen-wir-deutsche-uns-weiter-abschotten-a-926100.html

Lampedusa: Das politische Ringen nach der Katastrophe

6. Oktober 2013, 18:43
  • Am Sonntag gingen die Bergungs- arbeiten vor der Küste Lampedusas weiter, doch viele der Toten werden für immer im Meer versunken bleiben. Seeleute gedachten am Samstag der Opfer mit einem Blumenkranz.
    foto: epa/stringer

    Am Sonntag gingen die Bergungs- arbeiten vor der Küste Lampedusas weiter, doch viele der Toten werden für immer im Meer versunken bleiben. Seeleute gedachten am Samstag der Opfer mit einem Blumenkranz.


Während Europas Politiker darüber streiten, welche Gesetze ein erneutes Unglück wie das Drama vor Lampedusa verhindern sollen, erhebt ein Fischer der Insel schwere Vorwürfe gegen die Küstenwache.

Rom/Wien – Nach dem Tod hunderter Flüchtlinge vor der italienischen Insel Lampedusa am Donnerstag ist eine Diskussion um europäische Asylpolitik in vollem Gange: Italiens Premier Enrico Letta hat sich am Wochenende bereiterklärt, das restriktive Einwanderungsgesetz zu überdenken, das seit 2002 in Italien in Kraft ist und vor allem vom Mitte-rechts-Lager verteidigt wird.

In Deutschland fordern führende CDU-Politiker einen europäischen Flüchtlingsgipfel, SPD-Chef Sigmar Gabriel unterstützt die Forderung Italiens, Flüchtlinge auf mehrere EU-Länder zu verteilen. Der deutsche Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will vor allem schärfere Maßnahmen gegen Schlepper einführen.

Politische Willensbekundung

Auch Frankreich kündigte an, das Thema auf die Agenda des EU-Gipfels Ende Oktober zu setzen, EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso will die Insel am Mittwoch besuchen. Dass nicht nur gegen die Schlepper, sondern auch Ermittlungen gegen die 155 Überlebenden der Flüchtlingstragödie aufgenommen wurden, sorgte bei der politischen Linken in Italien für Empörung.

Ein Fischer namens Marcello Nizza, der 47 Flüchtlinge vor dem Ertrinken gerettet haben soll, erhebt schwere Vorwürfe gegen die italienische Küstenwache. Nicht nur, dass diese erst spät mit dem Rettungseinsatz begonnen habe, sie hätte ihn auch an daran gehindert, noch mehr Menschen zu retten, weil er keine offizielle Erlaubnis dafür hat, sagte Nizza zu diversen Medien.

Ein Sprecher der Behörde betonte, es sei ureigenste Aufgabe der Küstenwache, Rettungsaktionen zu koordinieren und Chaos zu verhindern.

Dass Hilfe für die vor Lampedusa in Hafensichtweite in Seenot geratenen Flüchtlinge so spät kam, zeigt laut dem Asylexperten Karl Kopp, Europareferent der NGO pro Asyl Deutschland, “wie sehr das elementare Gesetz der Seenotrettung durch Gesetze, die der Abschottung vor Flüchtlingen und dem Kampf gegen Schlepperei dienen, erodiert ist”.

Strafen für Hilfe

Nach Fällen wie jenem des Schiffs Cap Anamur im Jahr 2004, dessen Kapitän Elias Bierdel nach der Rettung von 37 Flüchtlingen aus Seenot in Italien jahrelang wegen Beihilfe zur illegalen Einreise vor Gericht stand, bevor er 2009 freigesprochen wurde, sowie Fällen tunesischer Fischer, die aus ähnlichen Gründen zum Teil hohe Strafen bekamen, zögerten Fischer und Frachterbesatzungen heute vielfach mit Hilfsmaßnahmen aus Angst vor Strafen.

Es müsse für Flüchtlinge, die in Libyen oder Tunesien zum Teil jahrelang warteten und dort “dahinvegetierten”, einfacher werden, nach Europa weiterzureisen, meint Kopp. “Dafür gibt zwei Möglichkeiten: einfachere Visaerteilung oder intensivere Ansiedlung von Personen, denen UNHCR den Flüchtlingsstatus bereits zuerkannt hat”, sagt der Flüchtlingsexperte im Standard-Gespräch. Derzeit gebe es für derlei Migranten nach Europa “de facto keine legalen Einreisemöglichkeiten”.

Im August hatte der Tanker MV Salamis, der 102 Bootsflüchtlinge aus Seenot gerettet hatte, tagelang auf die Bewilligung warten müssen, in einen Hafen einzulaufen. Malta hatte dies verweigert, erst unter Druck der EU billigte Italien schließlich die Landung. (red, bri, DER STANDARD, 7.10.2013)

http://derstandard.at/1379293218901/Lampedusa-Das-politische-Ringen-nach-der-Katastrophe

Suche nach Vermissten auf Lampedusa geht weiter

6. Oktober 2013, 19:11

Weitere 38 Leichen geborgen, 181 Todesopfer

Lampedusa – Nach der Flüchtlingstragödie vor der Mittelmeerinsel Lampedusa nimmt die Zahl der geborgenen Leichen immer mehr zu. Aus einem Schiff der Hafenbehörde von Lampedusa wurden weitere 38 Leichen von Migranten auf die Insel gebracht. Damit stieg die provisorische Bilanz des Unglücks auf 181 Todesopfer. 155 Menschen konnten gerettet werden. Vermutet wird, dass die Zahl der Todesopfer auf über 300 steigen könnte. Laut Angaben der Überlebenden befanden sich 518 Menschen an Bord des am Donnerstag gekenterten Bootes an Bord. Unzählige Migranten werden noch vermisst.

Mehrere Tauchermannschaften waren unermüdlich am Werk, um nach umgekommenen Flüchtlingen zu suchen, die sich in und rund um das Wrack des gesunkenen Bootes befinden dürften. Wegen des starken Schirokkowinds hatte die Suchaktion zwei Tage lang eingestellt werden müssen. (APA, 6.10.2013)

http://derstandard.at/1379293223052/Suche-nach-Vermissten-auf-Lampedusa-geht-weiter

Immer wieder wagen sie die beschwerliche Überfahrt auf völlig überfüllten und kaum seetüchtigen Booten, immer wieder kommt es zu schlimmen Unfällen. Die Reihe von Flüchtlingsdramen fand diese Woche einen traurigen Höhepunkt. Ein Schiff mit etwa 500 Migranten aus Somalia und Eritrea kenterte kurz vor der rettenden Küste , für den Großteil der Passagiere kam jede Hilfe zu spät. Die Katastrophe hat weltweit für Entsetzen und Bestürzung gesorgt. Gleichzeitig werden neue Forderungen nach einer überarbeiteten Asylpolitik laut. Italien trauert – und sucht nach Lösungen.

http://mediathek.daserste.de/suche/17455550_italien-drama-vor-lampedusa?s=lampedusa&sendung=329478

 

Autor: Bernd Niebrügge / ARD Rom

Film:

http://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/sendung/br/italien-lampedusa-100.html

Leibeigenschaft in Mauretanien

Die Sklaverei ist nicht verschwunden

Auslandnachrichten Freitag, 27. September, 06:00
Tichit, in der Wüste Sahara, kratzen womöglich versklavte Arbeiterinnen Salz aus dem Boden eines ausgetrockneten Sees.
Tichit, in der Wüste Sahara, kratzen womöglich versklavte Arbeiterinnen Salz aus dem Boden eines ausgetrockneten Sees. (Bild: Keystone / AP)
Bis zu 600 000 Menschen sind in Mauretanien trotz Verbot versklavt. Der Menschenrechtler Biram Dah Abeid wünscht sich mehr Druck gegenüber dem nordwestafrikanischen Staat.
Annegret Mathari, Genf

Obwohl seit 1981 verboten, ist die Sklaverei in Mauretanien noch immer an der Tagesordnung und de facto straffrei. 2007 führte das Parlament im nordwestafrikanischen Wüstenstaat ein Gesetz ein, das Sklaverei mit Gefängnis von 5 bis 10 Jahren bestraft. Und die Verfassungsreform von 2012, die den multiethnischen Charakter des Landes bekräftigt, bezeichnet Sklaverei als Verbrechen gegen die Menschlichkeit. «Aber der Staat selbst unterstützt und finanziert den Widerstand gegen die Umsetzung des Gesetzes», sagt der Menschenrechtsverteidiger Biram Dah Abeid. Denn zu diesen Widerstandsgruppen zählten Gouverneure, Richter, Polizeioffiziere und Minister, die alle selbst über Sklaven verfügten.

Frauen und Kinder

Abeid ist Präsident der 2008 gegründeten Organisation L’Initiative de Résurgence du Mouvement Abolitionniste en Mauritanie (IRA), die von der Regierung jedoch nicht zugelassen ist. Von den 3,8 Millionen Einwohnern Mauretaniens sind 20 Prozent arabisch-berberische Mauren und 80 Prozent Schwarze. 30 Prozent der Bevölkerung gehören den schwarzafrikanischen Ethnien Peul, Soninke oder Wolof an. Die Hälfte der Bevölkerung sind die offiziell so genannten schwarzen Mauren, von denen 30 Prozent Haratin sind. Mit diesem Wort werden freigelassene Sklaven und deren Nachkommen bezeichnet, die sich heute – zusammen mit den 20 Prozent noch versklavten schwarzen Mauren – als eigene Ethnie verstehen. Laut IRA sind noch zwischen 500 000 und 600 000 Personen versklavt, mehrheitlich Frauen und Kinder. Die Väter der Kinder sind oft die Sklavenhalter selbst.

Die Gesellschaft in Mauretanien umfasst verschiedene Schichten und Kasten. So verfügten traditionell auch die Peul, Soninke und Wolof über Sklaven, viele wurden jedoch freigelassen. Auch ein Teil der Mauren zählt zu den niederen Kasten.

Die IRA hat nach den Worten von Abeid Dutzende versklavter Frauen und Kinder befreit. Weiter organisiert die IRA Märsche gegen Leibeigenschaft und Diskriminierung. Die Organisation geht gegen Sklavenhalter vor Gericht und veranstaltet Sit-ins vor Gerichtsgebäuden, an denen sich bis zu 15 000 Personen beteiligen, denn oft weigern sich die Gerichtshöfe unter dem Druck der Eliten, eine Klage zu behandeln. Die Haratin sind diskriminiert sowie politisch und wirtschaftlich marginalisiert. Die IRA fordert für sie auch Zugang zu Land. Von dem Geld, das die mauretanische Regierung von der EU für die freigelassenen Sklaven erhalte, sehen diese laut Abeid nichts.

«Wir fordern von Europa, Sanktionen gegen Mauretanien zu ergreifen, um die Sklaverei und die Diskriminierung abzuschaffen, wie das gegen Südafrika während der Apartheid der Fall war», sagt Abeid, der selbst zu den Haratin zählt. Mauretanien, eines der fünf Länder der Maghreb-Union und Mitglied der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Cédéao), ist seit 2007 auch Mitglied von Euromed, einem Kooperationsabkommen der EU mit mehreren Mittelmeerstaaten. Euromed umfasst eine Klausel, welche die Einhaltung demokratischer Prinzipien und der Menschenrechte verlangt.

Abeid war mehrmals wegen seiner Aktivitäten gegen die Sklaverei im Gefängnis, das letzte Mal von Ende April bis September 2012. Er wurde zusammen mit elf andern IRA-Mitgliedern verhaftet, nachdem er öffentlich Werke des islamischen Rechts verbrannt hatte, die die Sklaverei rechtfertigen. Die Staatsanwaltschaft klagte die zwölf Männer nach Angaben der Internationalen Föderation der Menschenrechtsligen (FIDH) wegen Gefährdung der Staatssicherheit an. Anfang Mai 2012 kam es zu Demonstrationen, deren Teilnehmer den Vorfall als Blasphemie kritisierten und die Todesstrafe forderten. Gegendemonstrationen, die die Sklaverei verurteilten und die IRA-Mitglieder unterstützten, wurden von der Polizei unterdrückt; ein Demonstrant starb, er erstickte an Tränengas. Das Urteil gegen Abeid, der im letzten Frühling den Preis für Menschenrechtsverteidiger der irischen Organisation Frontline Defenders erhielt, ist noch hängig. Mauretanien tut sich schwer mit dem Aufbau einer demokratischen Gesellschaft. Die Regierung von Präsident Mohamed Ould Abdelaziz reagiert nicht nur gegen Menschenrechtsverteidiger, sondern auch gegenüber streikenden Arbeitern und protestierenden Studenten mit Repression. Mauretanien hat zwar mehrere Uno-Konventionen unterzeichnet, hält sie aber kaum ein.

Ein Tabu

Laut FIDH steht die Justiz im Dienst der Exekutive, während die Polizei straffrei gegen Menschenrechte verstösst. Folter im Gefängnis sei weit verbreitet. In einem Bericht vom Dezember 2012 kommt die FIDH zum Schluss, dass die Sklaverei noch immer ein Tabu sei. Da die genaue Zahl der versklavten Menschen im Land unbekannt sei, könne die Regierung behaupten, Sklaverei existiere nicht. Die Behörden sprächen vielmehr vom Phänomen der «Gens de Maison». Laut FIDH ist klar, dass dieser Status zahlreiche Menschenrechtsverletzungen mit sich bringt wie Zwangsarbeit, physische Gewalt und Vergewaltigung, wobei die Hauptopfer Frauen und Kinder seien. Die Uno-Berichterstatterin über Sklaverei, Gulnara Shahinian, hielt im August 2010 fest, dass noch niemand aufgrund des Anti-Sklaverei-Gesetzes von 2007 verurteilt worden war. Im Mai 2013 sagte der mauretanische Menschenrechtsbeauftragte Mohamed Abdallahi Khattara vor dem Uno-Komitee gegen Folter, die Staatsanwaltschaft ermittle zu 15 Klagen wegen Sklaverei. Ein Gericht in Nouakchott habe 2011 zudem in Fällen von versklavten Kindern Urteile verhängt. Die IRA kritisiert, dass selbst verurteilte Sklavenhalter nach kurzer Zeit auf freien Fuss gesetzt werden. Lokale und internationale Organisationen sowie die Uno-Berichterstatterin Shahinian fordern, dass Menschenrechtsorganisationen als Zivilkläger auftreten können, denn oft wagten Sklaven nicht, ihren Besitzer anzuklagen

http://www.nzz.ch/aktuell/international/auslandnachrichten/die-sklaverei-ist-nicht-verschwunden-1.18157241

Haftbefehl wegen Zeugenbestechung

Kraftprobe zwischen Kenya und dem ICC

Reportagen und Analysen Donnerstag, 06:00
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1http://www.sueddeutsche.de/politik/bildstrecke-ethnische-gewalt-in-kenia-eskaliert-1.280873-12In der Kirche von Eldoret, im Westen Kenias, sollen bei Zusammenstößen verschiedener ethnischerGruppen rund 30 Menschen bei lebendigem Leib verbrannt sein. Sie hatten sich in eine Kirche geflüchtet.

Foto: Reuters

Der kenyanische Vizepräsident William Ruto (links) im Saal des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag.
Der kenyanische Vizepräsident William Ruto (links) im Saal des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag. (Bild: Michael Kooren / AP)
Der Internationale Strafgerichtshof ermittelt gegen einen Journalisten, der Zeugen der Anklage im Fall des kenyanischen Vizepräsidenten Ruto bestochen haben soll. Die Frage, ob Kenya den mutmasslichen Helfershelfer ausliefert, wird zum Politikum.
Markus M. Haefliger, Nairobi

Der Internationale Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag hat am Mittwoch einen Haftbefehl gegen einen kenyanischen Journalisten erlassen. Laut der Chefanklägerin des ICC, Fatou Bensouda, soll Walter Barasa mehrfach versucht haben, Zeugen der Anklage mit dem Versprechen auf Geldzahlungen dazu zu überreden, ihre Zeugenaussagen fallenzulassen. Unter den Angesprochenen soll sich auch die anonymisierte Zeugin Nr. 536 befinden, die gegenwärtig in Den Haag im Prozess gegen den kenyanischen Vizepräsidenten William Ruto wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit aussagt.

Dreckige Tricks

Die Meldung aus Den Haag hat in Kenya grosses Aufsehen erregt und verdrängte am Donnerstag zum ersten Mal seit anderthalb Wochen die Berichterstattung über den Terroranschlag vom 21. September auf das Einkaufszentrum Westgate auf die hinteren Seiten der Zeitungen. Laut der Anklage soll Barasa drei Zeugen bestochen oder dies zumindest versucht haben. Insgesamt habe er dabei Gelder im Wert von umgerechnet 30 000 Franken angeboten, heisst es. Barasa lehnt die Vorwürfe ab.

Schon die mutmassliche Deliktsumme macht deutlich, dass der derzeit stellenlose Journalist aus Eldoret im Rift Valley unmöglich alleine hätte handeln können. Bensouda sprach am Mittwoch vor Medienleuten in Den Haag denn auch von einem «Ring» von Helfershelfern, die durch die Beeinflussung von Zeugen die Anklagen gegen Ruto und gegen Präsident Kenyatta schwächen wollten. Im Prozess gegen den Vizepräsidenten, der letzten Monat begonnen hatte, zogen sich bisher vier Zeugen zurück. Das Verfahren war letzte Woche unterbrochen worden, um Ruto Gelegenheit zu geben, sich an den Trauerfeierlichkeiten und der Krisenbewältigung nach dem Angriff auf das Westgate zu beteiligen. Am Mittwoch wurde der Prozess in Anwesenheit des Angeklagten wiederaufgenommen. Ruto hat sich wegen Rädelsführerschaft bei den politischen Unruhen von 2008 zu verantworten, bei denen über 1100 Personen getötet worden waren.

Auch das Verfahren gegen Präsident Kenyatta, der im November beginnen soll, wird aus dem Hintergrund torpediert. Bisher zogen 16 von 30 potenziellen Zeugen der Anklage die Aussagen zurück, die sie während der Ermittlungen gemacht hatten. Die meisten Zeugen wurden Anfang Jahr, kurz vor der kenyanischen Präsidentenwahl, «umgedreht». Bestechung ist dabei nur eine der angewandten Methoden. Mehrere Zeugen wurden mit Morddrohungen eingeschüchtert oder verschwanden wie vom Erdboden. Laut Stella Ndirangu von der kenyanischen Sektion der International Commission of Jurists (ICJ), einer anwaltschaftlichen Nichtregierungsorganisation, kämpf

t Bensouda neben dem Rückzug von Zeugen auch damit, dass zuvor zuverlässige Zeugen bei weiteren Vorbefragungen gegenüber der Chefanklägerin plötzlich eine feindliche Haltung an den Tag legten.

Zeuge Nr. 4, ein Kronzeuge der Anklage im Fall Kenyatta, ging zu Beginn des Jahres so weit, sich selber der passiven Bestechung durch politische Gegner des Staatschefs zu bezichtigen. Bensouda sah sich daraufhin gezwungen, die Anklage gegen Francis Muthaura zurückzuziehen. Der ehemalige Chef des staatlichen Personaldienstes hätte sich als Komplize Kenyattas verantworten müssen. Die Anklagen gegen Ruto und Kenyatta sind inhaltlich verwandt, werden jedoch getrennt behandelt, weil sie unterschiedliche Tatbestände betreffen. Während der Unruhen von 2008 hatten beide in miteinander verfeindeten Lagern gestanden; sie spannten erst im Hinblick auf die Wahlen von diesem Jahr zusammen.

Ein Lackmustest

Stella Ndirango begrüsste am Donnerstag auf Anfrage den Haager Haftbefehl. Die Anhänger einer gerechten Bestrafung der Verantwortlichen von politischer Gewalt hätten lange vergeblich gehofft, dass der ICC gegen die unstatthafte Beeinflussung von Zeugen vorgehe. Nun sei ein entschlossenes Signal erfolgt. Die weitere Entwicklung werde ein «Lackmustest» dafür sein, wie es Kenya mit dem ICC halte, sagt die Anwältin. Nairobi zeigt diesbezüglich ein Janusgesicht. Einerseits versichert die Regierung, dass sie ihre Verpflichtungen gegenüber dem Strafgericht treu erfüllen werde, und kann als Beleg immerhin anführen, dass der Angeklagte Ruto seinen Vorladungen bisher lückenlos nachkam. Man ist in Kenya gespannt darauf, ob es der Staatschef nächsten Monat gleich halten wird – zumindest versprochen hat er dies.

Anderseits schiesst die Propaganda des regierenden Jubilee-Bündnisses aus allen Rohren gegen den ICC und die angebliche Verschwörung gegen Afrika, welche die bisherigen Anklagen zum Ausdruck brächten. Vor einem Monat verabschiedete das Parlament eine Motion, die die Aufkündigung des Römer Statuts, der Gründungsakte des ICC, durch Kenya verlangt. Ein entsprechendes Gesetz, das auf die Prozesse gegen Ruto und Kenyatta allerdings keine Auswirkungen hätte, ist in Vorbereitung. Nairobi macht sich ausserdem zum Wortführer der Staaten innerhalb der Afrikanischen Union (AU), die eine möglichst kollektive Kündigung des Staatsvertrags verlangen. Derzeit haben 34 Mitgliedstaaten der AU das Statut ratifiziert, keiner unternahm bisher formelle Schritte, dem Abkommen den Rücken zu kehren.

Pflicht und Propaganda

Gemäss kenyanischem Recht muss nun das Obergericht in Nairobi über den Auslieferungsantrag aus Den Haag entscheiden. Im Prinzip kann es diesen nur aus verfahrenstechnischen Gründen zurückweisen. Der Justizminister, Generalstaatsanwalt Githu Muigai, machte aber schon deutlich, dass das Verfahren politisiert werden dürfte. Er betonte, Barasa, der Journalist, habe ein Recht, vom Gericht angehört zu werden. Lehnt dieses Barasas Verhaftung und Auslieferung ab, wäre es nicht das erste Mal, dass Kenya seine Pflichten vernachlässigt. Vor drei Jahren besuchte der sudanesische Machthaber Omar al-Bashir Nairobi und blieb trotz einem Haftbefehl des ICC unbehelligt.

http://www.nzz.ch/aktuell/international/reportagen-und-analysen/kraftprobe-zwischen-kenya-und-dem-icc-1.18161326

Krisen und Kapital

Ursprüngliche Akkumulation in Afrika

Aufgefallen Donnerstag, 06:00
Markus M. Haefliger, Nairobi

Ein simbabwischer Bekannter erzählte kürzlich stolz, wie er im letzten Jahrzehnt – eine Periode, in der das Land von politischen und wirtschaftlichen Krisen geschüttelt wurde – zu Ansehen und Reichtum gekommen war. Der Einheimische aus der Volksgruppe der Shona ist Arzt und hatte vor fünfundzwanzig Jahren in der Hauptstadt Harare eine kleine Allgemeinpraxis eröffnet.

Peter, so heisst der Freund, hatte in England studiert; später war er Armeearzt bei Kriegseinsätzen in Moçambique. Sein Wartezimmer war stets überfüllt, aber er wies niemanden ab, sondern leistete Überstunden ohne Ende. Nichtversicherten gewährte er Rabatte, Arme zahlten oft gar nichts. In den neunziger Jahren eröffnete er zusätzlich ein Privatspital. Und er fing an, sich nach Investitionsmöglichkeiten umzusehen.

Nach 2001 wuchs die Inflation exponentiell an, Geldersparnisse schmolzen nur so dahin. Peter sagt, wer es vermocht habe, Aktien zu kaufen, sei jedoch gut weggekommen. Die Bank wandelte seine Einnahmen täglich und zuletzt stündlich in Fondseinlagen um. Als ausländische Investoren und weisse Simbabwer eine bedeutende Blumenfarm loswerden wollten, bot sich Peter als Partner an, später kaufte er sie aus. Dann machte er das Gleiche mit Bergbaulizenzen.

Die Entwicklung, für die seine Karriere beispielhaft ist, gleicht in gewissem Sinne den Landumverteilungen in England in der frühneuzeitlichen, vorindustriellen Zeit. Ländliche Oberschichten eigneten sich durch Gewalt und faule Richtersprüche Allmendgebiete an und vertrieben Kleinbauern von der Scholle. Karl Marx nannte den Vorgang «ursprüngliche Akkumulation»: Er sah darin die Trennung von Kapital und Arbeit, also die Geburtsstunde des Kapitalismus.

Gegenwärtig wächst vielerorts eine afrikanische Kapitalistenklasse heran unter Bedingungen von Gewalt, Erpressung, Korruption, Ungerechtigkeiten. Peter selber verhielt sich fair, aber natürlich profitierte er von der Krisenlage und von Beziehungen. In der kleinen Arztpraxis mit sozialen Tarifen arbeitet er übrigens weiterhin an zwei Tagen pro Woche.

http://www.nzz.ch/aktuell/international/aufgefallen/urspruengliche-akkumulation-in-afrika-1.18161307

Ursprüngliche Akkumulation

Ursprüngliche Akkumulation<ref>oftmals sogenannte urspr. Akkumulation, selten vorhergegangne oder vorgängige Akkumulation, urspr. Expropriation; engl.: Primitive oder Original Accumulation Der Begriff „ursprünglich“ wurde von englischsprachigen Übersetzern Marx oftmals als „primitive“ (dt.: einfach, primitiv, urwüchsig, niedrig stehend) wiedergegeben, während „ursprünglich“ im wörtlichen Sinne im Englischen eher „original“ oder „primeval“ bedeutet.</ref> ist ein Begriff der marxistischen Wirtschaftstheorie. Marx prägte den Begriff in Anlehnung an die Klassische Nationalökonomie, insbesondere Adam Smith. Das Konzept der ursprünglichen Akkumulation soll erklären, wie es zu einer kapitalistischen Akkumulation kommen konnte, die das Vorhandensein zweier Gruppen von Warenbesitzern voraussetzt, einerseits Eigentümer von Geld, Produktions- und Lebensmitteln, die diese durch Ankauf fremder Arbeitskraft verwerten, andererseits lohnabhängige Arbeitskräfte, die ihre Arbeitskraft an erstere veräußern. Nach Marx ist die sogenannte ursprüngliche Akkumulation nichts anderes „als der historische Scheidungsprozeß von Produzent und Produktionsmittel. Er erscheint als “ursprünglich”, weil er die Vorgeschichte des Kapitals und der ihm entsprechenden Produktionsweise bildet.“<ref name=”Kapital_742″>Marx, Das Kapital, MEW 23: 742</ref> Dieser Scheidungsprozess basiere entgegen der Annahme der klassischen politischen Ökonomie nicht in erster Linie auf der Sparsamkeit und dem Fleiß Einzelner, die durch gleiches Recht und eigene Arbeit ihr Eigentum anhäuften. Vielmehr gründe der Prozess auf einer mit politischen und ökonomischen Mitteln durchgesetzten gewaltsamen Enteignung der Arbeitsmittel von den eigentlichen Produzenten.

Diese Slideshow basiert auf dem Artikel Ursprüngliche Akkumulation aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

http://www.slideshine.de/15258

Schaubild: Die ursprüngliche Akkumulation, die Scheidung zwischen unmittelbaren Produzenten und Produktionsmittel, stellt die erste Negation des individuellen Eigentums dar. Die kapitalistische Produktion erzeuge mit der Notwendigkeit eines Naturprozesses ihre Negation, die Negation der Negation. Dies ist die Herstellung des individuellen Eigentums auf Basis der Errungenschaften der kapitalistischen Produktion

http://de.wikipedia.org/wiki/Urspr%C3%BCngliche_Akkumulation

Italiens Premier Letta will Einwanderungsgesetz ändern

6. Oktober 2013, 13:22
  • Migranten aus Eritrea warten auf den Zutritt zum Flughafen-Hangar, in dem die Särge von 111 toten Flüchtlingen aufgebahrt sind.
    foto: ap/bruno

    Migranten aus Eritrea warten auf den Zutritt zum Flughafen-Hangar, in dem die Särge von 111 toten Flüchtlingen aufgebahrt sind.

  • Aufbahrungshalle am Flughafen Lampedusa.

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    foto: reuters/parrinello

    Aufbahrungshalle am Flughafen Lampedusa.

Konflikte mit Berlusconis Koalitionspartei PdL vorprogrammiert

Rom – Nach der Flüchtlingstragödie auf Lampedusa hat sich Italiens Premier Enrico Letta bereit erklärt, das restriktive Einwanderungsgesetz zu überdenken, das seit 2002 in Italien in Kraft ist und vor allem vom Mitte-rechts-Lager verteidigt wird. Das Gesetz war vom ehemaligen Präsidenten der Abgeordnetenkammer, Gianfranco Fini, und vom Gründer der ausländerfeindlichen Partei Lega Nord, Umberto Bossi, entworfen worden und trägt die Namen der beiden Politiker. Das strenge Gesetz zwinge immer mehr Migranten, illegale Wege zur Einwanderung nach Italien zu suchen, behaupten seine Kritiker.

“Ich überprüfe die Frage einer Revision des Einwanderungsgesetzes”, sagte Letta nach Medienangaben. Darüber wolle er im Ministerrat diskutieren. Sein Vorhaben droht scharfe Auseinandersetzungen mit der Partei von Koalitionspartner Silvio Berlusconi “Volk der Freiheit” (PdL), auszulösen, die sich hartnäckig gegen die Revision des Einwanderungsgesetzes stemmt.

Haft für illegale Einwanderer

2009 wurde das Vergehen der illegalen Einwanderung in das italienische Strafbuch eingeführt. Justizermittlungen können gegen all jene Ausländer eingeleitet werden, die illegal einwandern. Illegalen Einwandern droht demnach auch die Haft. Ermittlungen wurden auch gegen die 155 Überlebende der Flüchtlingstragödie vor Lampedusa am Donnerstag aufgenommen, was in politischen Linkskreisen für helle Empörung sorgte.

Laut dem Gesetz Bossi-Fini dürfen Nicht-EU-Ausländer nur dann eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten, wenn sie bereits einen Arbeitsvertrag vorweisen können. Dieser muss in einer italienischen Vertretung im Ausland ausgestellt worden sein. Bei vorzeitiger Beendigung des Arbeitsverhältnisses muss die betroffene Person das Land verlassen. Für das Erlangen einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis wurde der erforderliche reguläre Mindestaufenthalt von fünf auf sechs Jahre angehoben. Die Höhe der jährlichen Quoten für Arbeitsmigranten unterliegt dem Ermessen der Regierung. Die Möglichkeit der Familienzusammenführung ist auf Kinder unter 18 Jahren beschränkt. Ausnahmefälle sind nur bei Pflegebedürftigkeit vorgesehen. Ferner ist eine Fingerabdruckspflicht für alle Nicht-EU-Einwanderer vorgesehen.

Bossi, ehemaliger Reformenminister in der Regierung Berlusconi, stemmt sich gegen die Revision seines Gesetzes. Es sei der einzige “Damm gegen die Flüchtlingsinvasion”, warnte Bossi. Auf die Änderung des Einwanderungsgesetzes drängt dagegen die dunkelhäutige Integrationsministerin, Cecile Kyenge, die selbst in den 1990er Jahren illegal von Kongo nach Italien eingewandert war.

Bislang 121 Tote geborgen

Taucher haben am Sonntag vor Lampedusa weitere Opfer geborgen. Bei einem ersten Tauchgang wurden nach Polizeiangaben zehn Leichen aus dem gesunkenen Schiffswrack nach oben gebracht. Damit wurden bislang 121 Menschen tot geborgen. Es wird damit gerechnet, dass sich rund 100 Leichen in oder in der Nähe des Schiffes in 47 Meter Tiefe befinden. Die Arbeit der rund 40 Bergungstaucher wird durch hohen Seegang und starken Wind behindert. Viele Opfer werden nach Einschätzung der Behörden nie gefunden werden. (Reuters/APA, 6.10.2013)

http://derstandard.at/1379293183037/Premier-Letta-pocht-auf-Aenderung-von-italienischem-Einwanderungsgesetz

Suche nach Leichen wieder aufgenommen – Kritik an Einsatzkräften

6. Oktober 2013, 16:21
  • Artikelbild
    foto: ap/bruno
  • Lampedusaner werfen Blumenkränze zum Gedenken an die Verunglückten ins Meer.
    foto: epa/stringer

    Lampedusaner werfen Blumenkränze zum Gedenken an die Verunglückten ins Meer.


  • Gedenkmesse und Fackelzug auf Lampedusa.
    foto: ap/bruno

    Gedenkmesse und Fackelzug auf Lampedusa.

Küstenwache soll 45 Minuten zum Einsatzort gebraucht

Lampedusa – Dank der besseren Wetterlage ist am Sonntag die Suche nach den Vermissten bei der Flüchtlingstragödie vor der Mittelmeerinsel wieder aufgenommen worden. Tauchermannschaften sind am Werk, um die Leichen zu bergen, die sich in und rund um das Wrack des gesunkenen Flüchtlingsbootes befinden. Das Boot liegt in 40 Metern Tiefe. Wegen starkem Wind musste die Suchaktion zwei Tage lang eingestellt werden.

Die 155 Überlebenden der Flüchtlingstragödie vor der Insel Lampedusa am Donnerstag sollen in Rom untergebracht werden. Dies berichtete der römische Bürgermeister, Ignazio Marino, bei einer Gedenkwache zu Ehren der Toten des Unglücks vor dem Rathaus in Rom. “Die 155 Überlebenden werden in Rom aufgenommen. Das ist ein erstes Signal der Revolte gegen Gleichgültigkeit und Resignation”, betonte der Bürgermeister. Die Menschen sollen in kommunalen Flüchtlingseinrichtungen untergebracht werden.

Derzeit befinden sich die meisten Überlebenden noch im Auffanglager von Lampedusa, das über 250 Plätze verfügt, momentan aber von 1.050 Menschen belegt ist. Nur vier Personen in besonders kritischem Gesundheitszustand wurden in ein Krankenhaus nach Palermo geflogen.

Geldstrafe nach Überlebenskampf

Ob sich unter den Überlebenden auch Schlepper befinden, die die Überfahrt organisiert haben, wird derzeit untersucht. Die ermittelnden Staatsanwälte der sizilianischen Stadt Agrigent befragen alle Insassen: “Wir suchen nach Beweisen, um festzustellen, wer für diese Tragödie verantwortlich ist”, betonte der Staatsanwalt, Ignazio Fonzo. Ein erster Verdächtiger war unmittelbar nach dem Untergang des Schiffes festgenommen worden. Dem 35-jährigen Tunesier wird mehrfache Tötung vorgeworfen, er beteuert seine Unschuld.

Die Überlebenden werden aber nicht nur als Zeugen befragt, gegen sie soll auch wegen illegaler Einwanderung ermittelt werden. Sobald sie identifiziert seien, geschehe dies zwangsläufig, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Dies lasse sich wegen der geltenden Gesetze nicht verhindern, bisher seien aber noch keine Ermittlungen aufgenommen worden.

Umstrittenes Einwanderungsgesetz

Dieser Automatismus entfachte in Italien einen Streit über das nationale Einwanderungsgesetz. Die Debatte über politische Konsequenzen erreichte am Samstag aber auch andere EU-Staaten. Die französische Regierung verlangte am Samstag ein baldiges Treffen der europäischen Verantwortlichen, die EU-Kommissarin für humanitäre Hilfe, Kristalina Georgieva, mahnte offenere Grenzen an. Der deutsche Innenminister Hans-Peter Friedrich wies hingegen den Vorwurf einer europäischen Festung ab. “Wir alle sind erschüttert von den dramatischen Bildern aus Lampedusa. Der Vorwurf, dass sich Europa abschottet, ist jedoch falsch”, sagte Friedrich der “Welt am Sonntag”. Allein Deutschland habe in diesem Jahr “schon annähernd 80.000 Menschen Zuflucht gewährt”.

“Glück hatten die, die zuerst ertrunken sind”

Der Taucher Rocco Canell berichtete von einer schrecklichen Szenerie am untergegangenen Wrack, das 550 Meter vor der Küste der Mittelmeer-Insel liegt. “Es ist furchtbar da unten, Dutzende Leichen, vielleicht Hunderte”, sagte Canell der Nachrichtenagentur Ansa. “Sie sind übereinander aufgetürmt. Glück hatten noch die, die zuerst ertrunken sind.”

Vorwürfe gegen offizielle Einsatzkräfte

Nach einem Zeugenbericht stehen allerdings auch die italienischen Einsatzkräfte in der Kritik. Die Küstenwache habe 45 Minuten gebraucht, bis sie den etwa 500 Meter vor der Küste gelegenen Unglücksort erreicht habe, sagte Marcello Nizza, der am frühen Donnerstagmorgen mit einem Fischerboot in der Nähe des gekenterten Schiffs unterwegs war. Zusammen mit seinen sieben Begleitern kam er den Opfern zur Hilfe.

Sie hätten um 6.30 Uhr damit begonnen, die Schiffbrüchigen auf ihr Boot zu ziehen und eine Viertelstunde später die Küstenwache alarmiert, erzählte Nizza. Die Küstenwache wies dies zurück. Der erste Notruf sei um 7.00 Uhr eingegangen, 20 Minuten später seien die Retter vor Ort gewesen.

Nizza beschuldigte die Küstenwache auch, die Rettung weiterer Überlebender behindert zu haben. Mit 47 Überlebenden habe sein Boot den Hafen von Lampedusa erreicht. Er sei dann aber daran gehindert worden, wieder aufs Meer zu fahren, weil hierfür keine offizielle Erlaubnis vorgelegen habe. “Ich hätte mehr Menschen retten können”, sagte Nizza. Ein Sprecher der Küstenwache widersprach dieser Darstellung. Eine offizielle Erlaubnis sei nicht nötig gewesen. Es sei aber die Aufgabe der Küstenwache, die Rettungsaktion zu koordinieren und ein Chaos zu verhindern.

Nur vier überlebende Frauen

Bisher wurden 111 Tote gezählt, doch bis zu hundert Leichen könnten sich noch im Wrack befinden. Befürchtet wird, dass die Zahl der Toten sogar auf 300 steigen könnte. Ein beträchtlicher Teil der Todesopfer des Flüchtlingsunglücks sind Frauen. Unter den 111 geborgenen Leichen befanden sich 49 Frauen. Nur vier der insgesamt 155 Überlebenden sind weiblichen Geschlechts.

Am Freitagabend war es auf Lampedusa zu einer bewegenden Messe und einem Fackelzug mit einigen tausend Menschen zu Ehren der Toten gekommen. Fischer Lampedusas fuhren am Samstagvormittag mit ihren Boot zum Ort, wo das Wrack gesunken ist, und warfen Blumenkränze ins Meer. An Bord des Flüchtlingsbootes soll es am Donnerstag zu einem Benzin-Leck und dadurch zu einem großen Brand gekommen sein, als einige Migranten Decken in Flammen setzten, um die Aufmerksamkeit vorbeifahrender Schiffe auf sich zu lenken, berichteten Überlebende. (APA/red, derStandard.at, 5.10.2013)

http://derstandard.at/1379293156194/155-Ueberlebende-von-Fluechtlingstragoedie-werden-in-Rom-untergebracht

Auf dem Weg nach Europa in den Händen libyscher Milizen

5. Oktober 2013, 16:30

Skrupellose Truppen profitieren von der Not afrikanischer Flüchtlinge

Tripolis – Der Seeweg nach Europa ist für afrikanische Flüchtlinge extrem gefährlich. Immer wieder kentern Boote, immer wieder ertrinken Menschen, wie jüngst vor der italienischen Insel Lampedusa. Doch um überhaupt an die afrikanische Mittelmeerküste zu gelangen, müssen viele Flüchtlinge es zunächst durch den Wüstenstaat Libyen schaffen – und dort werden sie zunehmend Opfer von skrupellosen Milizen.

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Er stecke seit fünf Jahren in Libyen fest, berichtet George Ikbo aus Nigeria. Grund dafür seien “Betrügereien” von libyschen Schleusern, die mit den Milizen gemeinsame Sache machten. “Mir geht’s genauso”, sagt Patrick Adamo aus Kamerun. Die beiden Männer haben sich mit einigen anderen Einwanderern in einer Kirche in Tripolis versammelt, um die Toten des Schiffsunglücks vor Lampedusa zu betrauern.

Monatelang festgehalten

“Ich habe alle möglichen unvorstellbaren Jobs gemacht und alle Entbehrungen hingenommen”, um die umgerechnet gut 1.000 Dollar (735 Euro) für die Überfahrt nach Europa zusammen zu bekommen, berichtet Adamo. Mehr als 20 weitere Afrikaner hätten den gleichen Preis bezahlt. Am verabredeten Ausreisetag jedoch “haben sie uns nicht auf ein Boot gebracht, sondern bewaffnete Milizionäre geschickt, um uns festzunehmen”.

Gemeinsam mit den anderen wurde Adamo in Tripolis festgehalten, erst nach vier Monaten kam er frei. “Seitdem versuche ich alle Vorkehrungen zu treffen, damit ich auf dem Weg nach Europa nicht noch einmal in eine solche Falle tappe.” Andere Afrikaner in der Kirche erzählen ähnliche Geschichten. Die Milizen verlangten 1.000 bis 2.000 Dollar pro Flüchtling für die Bootsreise, doch in letzter Minute sorgten sie für deren Festnahme.

Im weitläufigen Wüstenstaat Libyen haben die Milizen seit dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 an Stärke gewonnen. Unter Gaddafi seien Immigranten oft festgenommen und abgeschoben worden, doch von den Milizen drohten ihnen viel größere Gefahren, sagt der Nigerianer Ikbo. Eine Frau aus Eritrea berichtet, sie sei bereits drei Mal um die erhoffte Weiterreise betrogen worden.

Erpressungsgeld oder Abschiebung

Die festgenommenen Flüchtlinge werden zum Teil von den Milizen selbst festgehalten, andere werden den libyschen Einwanderungsbehörden übergeben. Wer nicht für seine Freilassung bezahlen kann, dem droht die Abschiebung – in Lastwagen werden die Flüchtlinge an der Grenze zum Tschad oder zum Niger abgesetzt, mitten in der Wüste. Laut Zahlen von Amnesty International wurden von Mitte 2012 bis Mitte 2013 rund 25.000 Migranten aus Libyen abgeschoben.

Andere werden unter unwürdigen Umständen in Internierungslagern festgehalten. Amnesty nennt die dortigen Lebensbedingungen “beklagenswert”, immer wieder gebe es Misshandlungen. Inhaftierte Flüchtlinge würden mit Wasserrohren und Elektrokabeln geschlagen. Die Lagerinsassen beklagen laut Amnesty Überfüllung, unhygienische Zustände, schlechte Versorgung mit Lebensmitteln sowie Brutalität und rassistische Übergriffe.

Ein Leben in der Hölle

Libyen teilt mit seinen sechs Nachbarstaaten mehr als 4.000 Kilometer Landgrenze, die Küste ist mehr als 1.700 Kilometer lang. Die Führung in Tripolis sieht sich außerstande, die Grenzen in ausreichendem Maße zu überwachen, und verlangt regelmäßig Hilfe vom Westen. Mit dem Argument, Europa vor riesigen Flüchtlingsbewegungen zu bewahren, hatte bereits Gaddafi milliardenschwere Hilfszahlungen der EU beansprucht.

In der Kirche in Tripolis denken die Flüchtlinge an diejenigen, die auf dem Weg nach Norden ihr Leben verloren haben. Das Wissen um das Unglück vor Lampedusa werde aber kaum jemanden abhalten, sagt Albert Obmila aus Ruanda: “Trotz der Schwierigkeiten werden die Afrikaner hier ihre Träume vom Leben in Europa nicht aufgeben.” Das Leben in Libyen sei für sie ohnehin “die Hölle”. (APA, 5.10.2013)

http://derstandard.at/1379293169277/Amm-Weg-nach-Europa-in-den-Haenden-libyscher-Milizen

 

A fisherman who rescued 47 people after a migrant boat sank off the coast of Lampedusa, Italy, says coastguards stopped him saving more people. He claims rescue workers refused to take people from his full boat so he rescue more, because it was against their protocol. More than 300 people are thought to have died in the disaster

http://www.theguardian.com/world/video/2013/oct/05/lampedusa-italy-boat-sinking-fishermen-prevented-rescuing-migrants-video

http://www.theguardian.com/world/video/2013/oct/04/lampedusa-boat-tragedy-pope-francis-video

http://www.theguardian.com/world/video/2013/oct/03/lampesuda-italy-82-bodies-migrant-boat-wreck-video

http://www.theguardian.com/world/video/2013/oct/03/lampesuda-italy-82-bodies-migrant-boat-wreck-video

Migrants tell of perilous journey that ended in tragedy at sea

Survivors who were rescued off Lampedusa had escaped war-torn Eritrea through the Sahara and endured hardship in Libya before their boat was ravaged by fire

Flowers for victims of Lampedusa sinking

A bunch of flowers reading ‘Dead at sea’ marks the disaster at sea off Lampedusa, with 300 African asylum-seekers feared dead. Photograph: Alberto Pizzoli/AFP

For the young Eritrean, the reason he is still alive is very simple. “I know how to swim,” he said. “My friends on the other hand had never been in the sea.”

The teenager, who gave his name as David Villa, was among the 155 migrants pulled out of the water alive off the Italian island of Lampedusa on Thursday after their vessel – with around 440 packed on board – caught fire and sank, taking hundreds to their deaths and making it among the worst tragedies on a route where around 6,000 migrants have perished in the last 20 years.

In the first accounts given to Italian newspapers, Villa, 18, and other survivors described their hellish journey from war-ravaged Eritrea through the Sahara and across the Mediterranean, and claimed a second ship was sailing alongside them to Italy.

“They had given us a bottle of five litres of water for every three people, there were terrible waves and we couldn’t move on the boat,” said Villa, as he huddled in nothing but his underpants and a heat-retaining blanket at the packed and fetid migrant centre on Lampedusa, the holiday island that sits just 70 miles from the African mainland.

When, after a two-day voyage from Libya, the boat came within view of Lampedusa, hearts on board lifted and trouble started, he recounted.

“We started burning shirts and T-shirts,” he told Corriere della Sera. “We waved them in the air, then the boat started to burn and there was an explosion. We knew there was another ship close to us which had left Misurata, which had almost always been next to ours. Many jumped in the water, but they didn’t find it.”

After locating just 111 bodies in the sea, authorities were forced by bad weather to call off their search on Saturday for more than 200 migrants – mainly Eritreans – who may still be packed like sardines into the hold of the vessel, now resting on its side at a depth of 40 metres.

On Saturday morning a fishing boat flotilla threw a single bouquet of yellow flowers into the sea at the site, after Italy held a national day of mourning for the disaster on Friday.

Lampedusa, a tiny speck in the Mediterranean, has long been a promised land for thousands of Africans fleeing war and poverty who aspire to new lives, usually in northern Europe. “The rules are you get asylum in the country you are identified in, and since many don’t want to stay in Italy, they refuse to be fingerprinted here,” said a UN official who declined to be named.

Villa, who was likely using the name of the Atlético Madrid footballer to conceal his identity, said his horrific sea voyage was just another chapter in a months-long odyssey that started in the spring of 2012, in a village near Keren in the Eritrean desert, where he was the oldest of eight children. Paying over his parents’ $3,000 in savings he boarded a truck heading across the Sahara to Libya.

“We couldn’t breathe, there were people crying and coughing,” he said. “By day, when we stopped, they tied us up, and I was convinced I would die, I wouldn’t make it.”

In Libya, Villa and a friend, Kijwa, who also made it to Lampedusa with him, worked for months as painters, sleeping in their employer’s shack alongside their tins of paint. “Beatings, many beatings,” said Kijwa. “The Libyans are bad,” he added. “Mafia, mafia,” Villa told La Stampa. “They treated me like a slave.”

The pair were lucky not to be locked up in one of the 22 detention centres set up in Libya and run by corrupt officials where inmates are beaten up, where they must pay up to $1,000 to be released and where the UN has limited access.

“We have a small office in Libya which is not recognised by the government,” said Federico Fossi, a spokesman for the UN High Commissioner for Refugees. “We are tolerated, not recognised,” he added.

Italian police are meanwhile holding a Tunisian man who has been identified by passengers as the ship’s navigator, who insisted on being called “the Doctor” and was part of a trafficking gang that made about €500,000 from the crossing.

After surviving the desert, Libya and the crossing, Villa and Kijwa were rubbing shoulders this weekend with Syrians who have fled the war in their own country. At the holding centre, which is fit for 250 people and where more than 1,000 are now sleeping, Syrian and Eritrean children were playing football and together sketching pictures of boats being tossed by waves.

“We like the same teams, Juventus, Real Madrid, Inter,” one child told La Stampa.

“The Syrians have been sailing from Egypt, but now embark in Libya too,” said Fossi. “They tend to be middle class and relatives are often at the port ready to pick them up and take them out of Italy.”

As for the hundreds of Africans whose journey ended for ever half a mile from Lampedusa, they are now lined up, nameless, in a hangar at the island’s airport, where a specialist team of medics formed in Italy after the Sri Lankan tsunami has been taking DNA samples in a bid to identify them.

Meanwhile, local people have long been finding photographs carried by the migrants washed up on the shore or left aboard wrecks – heartbreaking images showing them, or their families back home, dressed in their Sunday best or posing like rappers in front of backdrops featuring a Mercedes or Hollywood-style mansions, an image of the new world they hoped to reach.

“Lampedusa is the new Checkpoint Charlie between the northern and southern hemispheres,” said Italy’s interior minister, Angelino Alfano, after the disaster.

Cecile Kyenge, Italy’s first black minister, who has pushed for looser immigration laws, said migrant boats needed better monitoring at sea while asylum seekers from Africa’s warzones merited better treatment.

“Lawmakers need to imagine that it could have been them on the other side,” she told the Observer.

Having made it across alive, Villa said he was now heading for Switzerland. “I want to study, I want to become a nurse,” he said. And he had a message for his parents. “Mum and Dad, I want to tell you that there was wind, a huge wave and I fell in the sea. But don’t worry about me, I’m fine.”

Flüchtlingsboot kentert vor Lampedusa

 

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite#/beitrag/video/2000100/Lampedusa:-Das-Elend-der-Fl%C3%BCchtlinge

Flüchtlingsboot kentert vor Lampedusa

Die neue italienische Asylgesetzgebung

Autor :  e-politik.de Gastautor
E-mail: redaktion@e-politik.de
Artikel vom: 18.08.2003

Innenpolitisch scharf kritisiert, aber international akzeptiert ist die neue italienische Asylregelung. Da Italien immer noch kein eigenes Asylgesetz hat, regelt das neue Einwanderungsgesetz, wie Asylverfahren in Zukunft ablaufen. Von Bettina Oberhauser.

Asylrecht wird in Italien im Rahmen des Einwanderungsgesetzes geregelt, und auch das erst seit 1990, als das erste italienische Einwanderungsgesetz, die so genannte „Legge Martelli” in Kraft trat. Italien ist das einzige Land in der Europäischen Union ohne eigenes Asylgesetz. Im Unterschied zu klassischen Einwanderungsländern wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien hat Italien wenig Erfahrung mit Zuwanderung. Bis in die 70er Jahre war es noch ein Auswanderungsland, und erst Ende der 80er Jahre wurde die Einwanderung zu einem gesellschaftlichen Phänomen, das nach einem Gesetz verlangte.

Das im Juli 2002 verabschiedete Einwanderungsgesetz „Legge Bossi-Fini” baut in den Asylrechtsbestimmungen auf der „Legge Martelli” von 1990 auf, führt also nicht die Tradition der „Legge Turco-Napolitano“ von 1998 fort. Die „Legge Turco-Napolitano“ der damaligen Mitte-Links-Regierung hatte ein eigenes Asylgesetz vorgesehen; dies kam jedoch nie zustande. Die Mitte-Rechts-Regierung von Silvio Berlusconi löst mit der „Legge Bossi-Fini“ die jahrelange Forderung nach einer Reform des Asylrechts ein. Die Opposition, die Kirche und Hilfsorganisationen wie etwa dieCaritas kritisieren jedoch, dass bei dieser Reform das wichtige demokratische Recht des Asylsuchenden vernachlässigt und sein Schicksal leichtfertig und menschenunwürdig verhandelt werde.

Ein neues Provisorium

Die neue Regelung ist ein Provisorium, denn die italienische Regierung rechnet mit einer baldigen Vergemeinschaftung der Asylpolitik. Dann wäre ohnehin eine weitere, umfassende Regelung nötig. So umstritten die neue Asylpolitik der Mitte-Rechts-Regierung auf nationaler Ebene ist, so akzeptiert ist sie auf internationaler Ebene. Im EU-Ministerrat findet Innenminister Giuseppe Pisanu damit inzwischen allgemeine Zustimmung. Und selbst der Uno-Hochkomissar für Flüchtlinge hält das neue italienische Asylrecht für gut. Vorlagen dafür sind zum einen die Asylrechtsartikel aus der „Legge Martelli“, zum anderen ein Richtlinienvorschlag des Europäischen Rats für kompatible Asylverfahren aller Mitgliedsstaaten. In Kraft getreten ist es erst mit der Verabschiedung der dazugehörigen Ausführungsbestimmung im Juli 2003. Fest steht, dass es rigider geworden ist, denn das Ziel der Regierung ist, Asylmissbrauch zu unterbinden. Bisher wurde allen Asylsuchenden eine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung ausgestellt, damit sie bei der “Commissione Centrale per il diritto di asilo” in Rom Asyl beantragen können. Tatsächlich stellten allerdings nur etwa 20 Prozent einen Asylantrag; die übrigen, schätzt dasInnenministerium, nutzten ihre vorläufigen Aufenthaltsgenehmigungen, um entweder illegal in Italien zu bleiben oder in ein anderes Schengen-Land weiterzureisen.

Verfahren in geschlossenen Zentren

In Zukunft wird der Antrag auf Asyl vor Ort von neu zu bildenden “Commissioni territoriali per il diritto di asilo” (territorialen Kommissionen) bearbeitet und die meisten Asylsuchenden werden in “Centri di identificazione” (Identifikationszentren) festgehalten. Das “trattenimento”(Festhalten) ist zwar nur für Ausnahmefälle vorgesehen, spiegelt aber die Realität wider. Besondere Maßnahmen gelten für Einwanderer, die erst dann Asyl beantragen, wenn sie einen Abschiebebescheid erhalten. Sie werden in einer anderen Art von Zentrum, den “Centri di permanenza temporanea” (Zentren für zeitweiligen Aufenthalt) festgehalten – also gemeinsam mit den anderen Abzuschiebenden. Solche Zentren gibt es bereits seit 1998. Sie waren in der „Legge Turco-Napolitano“ vorgesehen, um diejenigen festzuhalten, die zwangsweise abgeschoben werden sollen. Die Identifikationszentren für die Mehrheit der Asylbewerber müssen dagegen erst noch gebaut werden. Für die Asylbewerber in beiden Arten von Zentren gilt: Wer sich entfernt, dessen Asylantrag erlischt automatisch. Diese Regelung wird vor allem von italienischen Richterverbänden scharf kritisiert: Sie sehen darin eine unzulässige Einschränkung der persönlichen Freiheit, da die Aufenthaltsbeschränkung ohne vorangegangenes Delikt und ohne Hinzuziehen eines Richters erfolgt.

Für die Insassen der Zentren ist ein neues, vereinfachtes Asylverfahren vorgesehen, das maximal 20 Tage dauern darf. Lässt sich der Einzelfall bis dahin nicht abschließend klären, darf der Antragsteller das Zentrum verlassen, und sein Verfahren dauert bis zu 35 Tage. Die bearbeitende Kommission ist die “Commissione territoriale”. Die bisher zuständige “Commissione centrale” ist nur noch für die Koordinierung der „Commissioni territoriali“ zuständig. Die Kommissionen setzen sich aus je einem Vertreter der „Prefettura“ (Kommunale Verwaltung), der Polizei und des UNHCR zusammen; bei Bedarf kann noch ein Vertreter des Außenministeriums hinzugezogen werden. Lehnt die Kommission einen Asylantrag ab, so kann der Antragsteller eine wiederholte Prüfung bei derselben Kommission verlangen oder vor Gericht Einspruch einlegen. Während der wiederholten Prüfung, die innerhalb von 10 Tagen abgeschlossen sein muss, verbleibt der Antragsteller im Zentrum, darf also nicht abgeschoben werden. Im Fall des gerichtlichen Einspruchsverfahrens darf er es schon. Ob er tatsächlich abgeschoben wird, liegt weniger in der Entscheidungskompetenz des zuständigen Richters als in der des „Prefetto“, des zuständigen Verwaltungsbeamten. Auch diese Regelung stößt auf Widerstand in der italienischen Justiz, denn sie beschneidet Kompetenzen der Judikative zu Gunsten der Exekutive.

http://www.e-politik.de/alt.e-politik.de/beitragb516.html?Beitrag_ID=2195

Von den mehr als 260 Klagen, die an der „Corte di Cassazione“, dem italienischen Verfassungsgericht, gegen die „Legge Bossi-Fini“ eingegangen sind, betreffen auch einige die neue Asylgesetzgebung.

Neben dem Problem der Kompatibilität mit der italienischen Verfassung stellt sich auch das der Finanzierbarkeit, denn sowohl die Einrichtung der „Commissioni territoriali“ als auch Bau und laufende Kosten der neuen „Centri di identificazione“ bedeuten erhebliche Mehrausgaben. Nach Schätzungen des Senats (der zweiten Kammer in der italienischen Legislative) wird die neue Asylregelung den Staat rund 35 Millionen Euro im Jahr 2003 und an die 16 Millionen Euro im Jahr 2004 kosten.

http://www.e-politik.de/alt.e-politik.de/beitragb516.html?Beitrag_ID=2195